• Einwohnerzahl

    43.863 (01.01.2016)

     

  • Bevölkerungsdichte

    720/km²

  • Fläche

    60,93 km²

  • geographische Lage

     Breite 47°49´ Länge 16°15´

  • Adresse der Hoheitsverwaltung

    Hauptplatz 1-3, 2700 Wiener Neustadt

  • Seehöhe

    265 m über Adria

     

  • Postleitzahl

    2700

  • KFZ-Kennzeichen

    WN

  • Telefonvorwahl

    +(43) 26 22

  • Website

    www.wiener-neustadt.at

Historischer Abriss

Leopold V. erhält das rot-weiß-rote Banner von Kaiser Heinrich VI., Stift Klosterneuburg

Das Gebiet um Wiener Neustadt wurde 1042/1043 von Gottfried von Wels-Lambach, dem Markgrafen der karantanischen Mark, von den Ungarn erobert. Durch familiäre Bande gelangte das Gebiet, das als Grafschaft Pitten bezeichnet wurde, schließlich an Otakar IV. von Traungau, der

ab 1180 den Herzogsstuhl der Steiermark innehatte. 1186 wurde am großen Landtag zu Georgenberg bei Enns beschlossen, dass das Gebiet nach dem erwarteten Aussterben der Traungauer an den Babenberger Leopold V. fallen sollte, der im Herzogtum Österreich regierte. Durch die Zusammenlegung fiel der Grund weg, das bisherige Grenzgebiet „siedel-leer“ zu halten. Da nun auch durch das Lösegeld für die Freilassung des englischen Königs Richard Löwenherz ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung standen, wurde an der Grenze zwischen der Steiermark und Österreich, die auch gleichzeitig das Nadelöhr zwischen Leitha- und Rosaliagebirge darstellte und schon von jeher als Einfallstor der Völker aus dem Osten gegen den Westen diente, ab wahrscheinlich 1192 (1194 nach neuesten Erkenntnissen nicht validierbar) eine neue Stadt, die „Nova Civitas“, errichtet. Erste wichtige Gebäude der Gründerzeit waren die Pfarrkirche „zu unserer lieben Frau“ (heute Dom) und die Burg im Südosten der Stadt. Nach dem Tod des letzten Babenbergers, des Wiener Neustädters Friedrich II. (des Streitbaren), gelangte die Stadt nach dem Interregnum in die Hand der Habsburger.

 

 

Maximilian I von Albrecht Dürer, 1519

Als Kaiserresidenz unter Friedrich III. und seinem Sohn Maximilian I. – des wohl prominentesten Wiener Neustädters – entfaltete die Stadt ihre Hochblüte. Sie wurde Bischofssitz, rege Bautätigkeit war festzustellen und gaben der Stadt Ihr prägendes Bild. Ihre Funktion als Bollwerk gegen den Osten erfüllte die Stadt mit einer Ausnahme makellos: 1487 wurde die Stadt zwar nicht erobert, aber Matthias Corvinus, König von Ungarn, Kroatien und Böhmen konnte die Stadt nach Öffnung der Stadttore in Besitz nehmen. Mit Corvinus wird auc der – jedem Neustädter bekannte – „Corvinusbecher“ in Verbindung gebracht: ein Prunkbecher, der seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durchgehend in der „Allzeit Getreuen“ beheimatet ist. 1490 konnte Kaiser Maximilian I. seine Heimatstadt wieder für das Haus Habsburg zurückerobern. Nach Verlegung der Kaiserresidenz von Wiener Neustadt weg setzte der Niedergang der Stadt ein; zwar konnte sich die Stadt vor allem gegen die einfallenden Türken behaupten, dennoch war der Rückgang der Bevölkerung und des wirtschaftlichen und politischen Einflusses massiv spürbar. Dieser negativen Entwicklung setzte Kaiserin Maria Theresia jedoch ein Ende als sie beschloss, 1752 ein adeliges Kadettenhaus in der kaiserlichen Burg einzurichten – dies war der Beginn der (von kurzen Unterbrechungen abgesehen) ältesten und durchgehend aktiven Militärakademie der Welt.

Diese Entwicklung lenkte auch wieder vermehrt Augenmerk auf die Stadt: So richtete der Bruder von Kaiserin Maria Theresias Sohn Kaiser Joseph II., Erzherzog Ferdinand von Österreich – Este, von 1797 – 1803 seine Residenz in Wiener Neustadt ein. 1841 hielt die technische Neuerung auf dem Gebiet des Verkehrswesens Einzug in Wiener Neustadt, in dem die Stadt an das Bahnnetz angeschlossen wurde. Bereits 1842 ging die erste Lokomotivfabrik in der „Allzeit Getreuen“ in Betrieb.

Ab 1850 wurde durch die Verlegung eines Sitzes der 17 neu geschaffenen Bezirkshauptmannschaften von Niederösterreich die Stadt erneut verwaltungstechnisch aufgewertet. Der damals festgelegte Bezirk erstreckte sich auch über große Teile des heutigen Bezirks Baden. 1851 wurde ein Kreisamt für das Viertel unter dem Wienerwald eingerichtet, dem als erster Kreishauptmann Paul Graf Coudenhove vorstand. 1854 wurde das bisherige Landesgericht in ein Kreisgericht umgewandelt, ehe es 1993 wieder zum Landesgericht unbenannt wurde. Um der zunehmenden Industrialisierung mit der Ausbildung von Arbeitskräften Rechnung zu tragen, wurde in Wiener Neustadt ab 1863 auch eine Landes-Oberrealschule und eine Fachschule für Maschinenwesen eingerichtet.

Eine weitere Aufwertung erfuhr die Stadt 1866, als die Stadt durch ein eigenes Statut landesunmittelbar und somit eine eigene Bezirksverwaltungsbehörde wurde. Zu diesem Zeitpunkt lebten 17.263 Einwohner in der 62,9 km² großen Stadt.

 

Die Wiener Neustädter Stadtverwaltung mit Bürgermeister Franz Kammann zeigte sich gegenüber neuen Technologien sehr aufgeschlossen: So wurde 1909 das erste Flugfeld zur Förderung des mechanischen Flugwesens mit einer gemeindeeigenen Halle errichtet. Auch die k.u.k. Heeresverwaltung war an Wiener Neustadt interessiert und regte in Zusammenarbeit mit der Verwaltungsbehörde den Bau zahlreicher Kasernen an. Diese Konzentration an technologischer und militärischer Kompetenz brachte einerseits Flugpioniere wie Igo Etrich und Karl Illner, des Weiteren technische Genies wie Ferdinand Porsche hervor – der u.a. auch den ersten flugfähigen Hubschrauber der Welt in Wiener Neustadt konstruierte, führte aber Jahrzehnte später zur weitgehenden Zerstörung der Stadt.

Nach dem 1. Weltkrieg änderten sich die Rahmenbedingungen für die „Allzeit Getreue“ fundamental. Durch die Niederlage der verbündeten Staaten Österreich-Ungarn, des Deutschen Kaiserreiches, des Osmanischen Reiches und Bulgariens veränderte sich die Weltkarte: Die ehemalige Großmacht Österreich-Ungarn mit 50 Millionen Einwohnern war zu einem Kleinstaat mit 6 Millionen Einwohnern mutiert. Viele Industriebetriebe – so auch in Wiener Neustadt – waren aber auf den bisherigen großen Markt ausgelegt, der zum Großteil nun außerhalb der eigenen Grenze lag. Dieser Umstand, aber auch die breite Gewissheit, dass ein solch kleiner Staat nicht überlebensfähig sei, führten gepaart mit der Ende der 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts einsetzenden globalen Rezession, zu großer Armut in weiten Bevölkerungsteilen, aber auch zur Radikalisierung der Bevölkerung. In den Februarkämpfen 1934 traten die Spannungen zwischen den großen Lagern des Bürgertums und der Arbeiterschaft offen zu Tage. Neben den innenpolitischen Problemen kamen in der Folge auch außenpolitische hinzu: Italiens Diktator Benito Mussolini opferte ab 1936 zusehends seine Schutzmachtposition für Österreich für die Annäherung zu Hitler – damit war Österreichs Schicksal besiegelt.

Im März 1938 verkündete Adolf Hitler den „Anschluss“ und Österreich ging als „Ostmark“ im Deutschen Reich auf. Die nach den Bestimmungen des Friedensvertrages von St. Germain durchgeführte Demobilisierung Österreichs wurde durch eine massive Remilitarisierung beendet. Wiener Neustadt war hier besonders betroffen: Durch die Lage weit im Südosten des Reiches war die Stadt außerhalb der Reichweite französischer und britischer Bomber, die im Kriegsfalle eine Gefahr für Industrieanlagen darstellen würden. Des Weiteren war das Arbeitskräftepotential groß, weswegen es wie bereits im ersten Weltkrieg zu einer Konzentration kriegswichtiger Betriebe in der „Allzeit Getreuen“ kam. Die Produktionsziffern stellten diesen Umstand deutlich dar: 1940 stammte ein Viertel des Standard-Jagdflugzeuges Messerschmitt Bf 109 aus den WNF (Wiener Neustädter Flugzeugwerken); aber auch Bomber Junkers Ju 88 und Raketen der Type A4 (Aggregat 4 – besser bekannt unter dem Namen V2) wurden hier erzeugt. Schließlich befanden sich auch das größte Tenderwerk für Dampflokomotiven und die Infanterieschule II (in der Militärakademie untergebracht) in Wiener Neustadt.

All dies führte dazu, dass alliierte Bomber Wiener Neustadt am 13. August 1943 als erstes Ziel in der Ostmark angriffen, nachdem dies durch die Eroberung von Flugplätzen in Süditalien möglich geworden war. Am Ende des Krieges waren dann 52.000 Bomben auf die 45.000 Einwohner zählende Stadt gefallen, die 1.000 Menschen töteten und nur 18 von 4.178 Häusern unversehrt ließen. Als am 2. April 1945 die Rote Armee die Stadt eroberte, lebten nur noch 800 Menschen in den Trümmern. Trotz der Zerstörungen erteilten die langsam zurückkehrenden Menschen dem Plan, Wiener Neustadt an anderer Stelle in der Nähe der Fischauer Vorberge neu zu errichten, eine Absage. Mit Stadtsenatsbeschluß vom 13. Februar 1946 wurde zum freiwilligen Arbeitseinsatz aufgerufen, dem die Wiener Neustädter und (wegen der zahlreichen Kriegsgefangenen noch mehr) die Wiener Neustädterinnen nachkamen: bis zum September desselben Jahres waren in 200.000 Arbeitsstunden 30 Millionen Tonnen Schutt beseitigt worden – und dies Großteils händisch!

Nicht nur die Stadt war neu geboren worden, auch 105.000 freigelassene Kriegsheimkehrer erblickten zwischen 28. Mai 1945 und 25. Juli 1955 in Wiener Neustadt das Licht Österreichs. Am 20. August 1955 verabschiedeten sich die in Wiener Neustadt stationierten Truppenteile aus der zum Großteil wieder aufgebauten Stadt mit einem Konzert am Hauptplatz, ehe die gesamte Besatzungszone bis 19. September vollständig geräumt worden war.

 

 

 

Aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernend bemüht sich Wiener Neustadt auch in Europa positive Spuren zu hinterlassen: Seit 1975 ist Wiener Neustadt Europastadt, 1989 erhielt die Stadt als erste Stadt Österreichs die Ehrenplakette des Europarates verliehen. Es werden partnerschaftliche Freundschaften zu Monheim/Rhein (Deutschland; seit 1971), Desenzano de Garda (Italien; seit 2002) und Harbin (Volksrepublik China; seit 2006) gepflegt. Ferner ist die „Allzeit Getreue“ Mitglied der „3-Städte-Partnerschaft“ mit Eisenstadt und Ödenburg (Ungarn) und der Arbeitsgemeinschaft „Neustadt in Europa“, der 34 Städte in Mitteleuropa angehören.

Heute ist die Stadt unbestrittener Mittelpunkt des südlichen Niederösterreich. Zahlreiche Behörden und Verwaltungseinrichtungen haben hier ihren Sitz, desweiteren ist die Stadt größte Schul- und Technologiestadt, zweitgrößte Einkaufsstadt und größter Verkehrsknotenpunkt des Bundeslandes. Mit der international agierenden Firma „Diamond Aircraft“ setzt Wiener Neustadt seine Tradition der Fliegerei fort. Schließlich ist die Stadt mit der inzwischen 5 Fakultäten umfassenden ältesten und größten FH Österreichs, dem im Aufbau befindlichen Krebsforschungszentrum MedAustron, dem Business-Park Nova City und der ARENA NOVA als größte Veranstaltungshalle von Niederösterreich gut für zukünftige Herausforderungen aufgestellt.