Die einzige barocke Kirche in Wiener Neustadt, St. Leopold, braucht unsere Hilfe. Nach einer bereits vor Jahren abgeschlossenen umfassenden Sanierung der Außenhülle ist nun das Innere der Kirche im Blickpunkt der Aufmerksamkeit. Gerissene und teilweise nur notdürftig versorgte Risse im Putz, bröckelnder Stuck und sanierungsbedürftige Kleinodien haben nun Menschen auf den Plan gerufen, denen dieses markante Denkmal am Ende der oberen Wiener Straße am Herzen liegt – teils aus religiösen, teils aus historischen und stadtbildlichen Gründen, aber auch weil persönliche Erinnerungen mit dieser Kirche verbunden sind. Nun trafen am 06.03.2017 zahlreiche Mitglieder des Pfarrgemeinderates, von Freunden der Vorstadtkirche und Robert Pfisterer und meine Person seitens des Gemeinderates zusammen, um den Ist-Stand zu erheben und erste Möglichkeiten zu erörtern, wie man die Sanierung des Innenraums in Angriff nehmen könnte, aber auch, wie man „die menschlichen Steine, und zwar die Pfarrgemeinde erneuern und begeistern könne“ (Domprobst Pichelbauer).
Historischer Rückblick
Am 24. September 1686 kam Mehmed Colak Beg nach Wiener Neustadt. Dieser war als türkischer Kommandant von Ofen (einem Teil Budapests) bei der Befreiung der Stadt durch kaiserliche Truppen gefangengesetzt worden und nun in der Burg der „Allzeit Getreuen“ untergebracht. In ehrenvoller Haft gehalten zog Beg schließlich Österreich vor, konvertierte zum Katholozismus und nahm den Namen Freiherr Leopold von Zungaberg an, nachdem er bereits seine Kinder Franz Leopold und Apollonia Sophia katholisch taufen hat lassen. Seine Frau Fatime nahm den Namen Maria Magdalena Elisabeth an.
Nach dem Aussterben der Familie Zungaberg im Mannesstamm wurde das 1721 verfasste Testament von Leopold Freiherr von Zungaberg rechtskräftig. Hierin hatte er verfügt, dass auf halbem Wege zwischen Sollenau und Wiener Neustadt eine Jesuitenresidenz errichtet werden sollte: die ansehnliche Summe von 25.000 Gulden für den Bau und 40.000 Gulden für den Erhalt von 3 Patres und eines Fraters hatte er hierfür bereitgestellt. Das Jesuitenkolleg sprach sich aber dafür aus, dass man die Kirche mit ansgeschlossener Residenz nicht in der damals menschenleeren Heide, sondern in Wiener Neustadt errichtete, was auch geschah: 1737 stimmte Kaiser Karl VI. (Vater von Maria Theresia) dem Bau zu und wenig später begann man mit der Abtragung der auf dem vorgesehenen Grundstück befindlichen Bauten.