Kein Thema, das bereits eine gesetzliche Verankerung erfahren hat, ist derzeit öfters in den Schlagzeilen zu finden, als das Rauchverbot in der Gastronomie, das konsensuell zwischen SPÖ und ÖVP mit breiter Mehrheit 2015 beschlossen wurde. Obwohl bisher keine offiziellen Stellungnahmen zu diesem Thema abgegeben wurden, gibt es doch wiederholt Hinweise, dass man seitens einzelner Politiker der FPÖ – allen voran Parteichef Heinz-Christian Strache, andenkt, aus dem europäischen Kontext zu diesem Thema auszuscheren und wieder in das gesundheitspolitische Altertum zurückkehren zu wollen….
Rauchen – ein gesundheitlicher Schaden für die Menschen….
Als Ärzte sind wir – neben den Angehörigen – besonders mit den gesundheitlichen Folgen des Rauchens konfrontiert: Sind doch neben den bereits im Bewusstsein der Menschen verankerten Lungenerkrankungen (COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und Lungenkrebs) auch zahlreiche andere Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Tumore des HNO- und Verdauungstraktes, sowie des harnableitenden Systems auf diese Suchterkrankung zurückzuführen. Speziell im Bereich meines Fachgebietes, der Augenheilkunde, ist bekannt, dass Sehverschlechterungen und Erblindungen in großer Zahl auf Gefäßverschlüsse und Netzhautdegenerationen zurückzuführen sind, die dem Rauchen geschuldet sind. Neben der Eigengefährdung liegt aber auch eine massive Fremdgefährdung vor: Neben den 14.000 Toten, die jährlich als Folge des Zigarettenkonsums in Österreich zu beklagen sind, sind über 1.200 Menschen Opfer des Passivrauchens – nicht wenige hiervon in der Gastronomie. Diese Zahlen sind umso erschreckender wenn man den Vergleich zum Straßenverkehr zieht: mit „nur“ rund 450 Verkehrstoten nimmt sich dieser permanenten Evaluierungen unterworfene Bereich verschwindend klein aus; und von den zehntausenden Kranken und Geschädigten durch das (Passiv-)Rauchen, die jährlich zu beklagen und denen auch viele Kinder sind, die durch die derzeitigen Regelungen auch weit häufiger als Ihre Alterskollegen in den anderen Teilen Europas zu Suchtkranken werden, wurde noch gar nicht gesprochen….
….aber auch ein wirtschaftlicher!
Das von Rauchern oftmals vorgeschobene Argument, dass Rauchen die Wirtschaft fördere, kann leicht entkräftet werden: Der volkswirtschaftliche Schaden durch Krankenstände, Todesfälle ist ein weit größerer, als durch Steuern hierdurch lukriert wird. Allein um die medizinischen Kosten abzudecken, müsste eine Packung lt. diversen Medien zwischen rund 8 und 12 € kosten. Abgesehen davon ist dieses Argument als vollkommen unethisch zurückzuweisen, da die Gesundheit oder erst Recht kein Menschenleben mit Geld aufzuwiegen ist.
Breite Front in Österreich stellt sich hinter das Rauchverbot
Auch für Wiener Neustadt ist die politische Entwicklung von eklatanter Bedeutung: Sterben doch hier überproportional viele Menschen an Lungenerkrankungen – und die Lebenserwartung ist ebenfalls unter dem österreichischen Durchschnitt angesiedelt. Aus diesem Grund schließe ich mich als Arzt und politisch aktiver Mensch den Kräften in unserem Land an, die hier für die Österreicherinnen und Österreicher wirklich etwas Positives bewirken wollen. Die ÖVP muss hier Ihrer Verantwortung als europäische und Familienpartei gerecht werden und darf nicht die Gesundheit der Menschen für eine Koalition opfern. Auch Kräfte in der FPÖ, allen voran Generalsekretär Herbert Kickl, sehen die Politik in der Verantwortung gegenüber der eigenen Bevölkerung. Neben der Gesundheitsministerin Rendi-Wagner (SPÖ) und ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer haben sich u.a. auch die Präsidentin des Obersten Sanitätsrates Sylvia Schwarz oder der Präsident der Krebshilfe, Paul Sevelda, so wie viele andere Menschen im Gesundheitswesen und darüber hinaus auch, bereits besorgt über die eventuelle negative Entwicklungen im Nichtraucherschutz über die Medien geäußert.
Die vorgesehene rechtliche Situation ist kein Eingriff in die Privatsphäre, sondern Schutz für die Gesellschaft! Es herrscht kein generelles Rauchverbot, sondern es sollen Menschen im öffentlichen Raum und an ihrem Arbeitsplatz geschützt werden. Ziel muss es sein, analog der Gesetzgebung bezüglich Alkohol und Drogen im Straßenverkehr, Bewusstsein für die Gefahren zu schaffen, die vom Rauchen für sich selbst, aber noch viel mehr für andere ausgehen!
Dementsprechend gebe ich meiner Hoffnung Ausdruck, dass die Verantwortlichen wirklich den Menschen, und nicht die Sucht, in das Zentrum Ihrer Betrachtungen stehen. Wenn dies passiert, kann die Politik ruhigen Gewissens wirklich davon sprechen, im Sinne des Wohls der Menschen gehandelt zu haben!